Der Strom kommt künftig aus Georgien

Georgien plant die Realisierung des gewaltigen Potenzials an Wasserkraft an den Hängen des Kaukasus.Unter den Investoren und Finanziers sind auch Österreicher.



Tiflis. "Es ist wie in Tirol", beschreibt Hannes Posch, Zivilingenieur aus Tirol, der im März begonnen hat, an den Hängen des Großen Kaukasus bei Gudauri ein Kleinwasserkraftwerk zu bauen, die dortige Landschaft. Der Ort auf mehr als 2100 Metern über dem Meer befand sich schon bisher fest in österreichischer Hand, seit heimische Experten dort 1988 ein Skigebiet erschlossen und ein Hotel errichtet haben.

"Billige Planung zahlt sich nie aus", weiß Posch aus Erfahrung -daher auch die penible Vorbereitung des Projekts, das 11,5Millionen $(9,2 Millionen €) kosten und jährlich 50,7 MWh Strom liefern soll. So wären etwa Transportprobleme eine unangenehme Überraschung gewesen, hätte Posch nicht aus Erfahrung gewusst, dass dies für jedes alpine Projekt heikel ist: Die Druckrohre für das Kraftwerk mussten aus der benachbarten Türkei eingeführt werden, dabei gab es Probleme mit der Verschiffung ebenso wie mit dem Transport zur Baustelle. Finanziert wird das Projekt von Energo Aragvi, einem Joint Venture, das Posch mit einheimischen Partnern gegründet hat. Die Hälfte der Investitionssumme stammt aus Eigenkapital, der Rest aus Krediten, die bald abgezahlt sein sollten. "Die Bedingungen für die Stromerzeugung sind hier optimal", weiß Posch.

Daher sollte die Rückzahlung aus garantierten Stromerträgen kein Problem sein. "Man darf so ein Projekt erst beginnen, wenn die Finanzierung steht", rät Posch allfälligen Nachahmern, "sonst wird man erpressbar: Wenn die Kreditkosten bereits laufen, verhandelt es sich schwerer."

Nachahmer wird es geben,

davon ist Posch überzeugt. Denn das Land zwischen Großem und Kleinem Kaukasus ist mit Wasserkraftpotenzial überreichlich gesegnet. Schon jetzt ist Georgien Exporteur von Strom, weiterer Ausbau ist erklärtes Ziel der Regierung.

Hälfte Eigenkapital

"Die Stromproduktion liegt vor allem im Norden Georgiens, die großen Verbraucher im Süden", sagt Andrea Hagmann, Vorstand der Oesterreichischen Entwicklungsbank (OeEB). "Schon das funktioniert nicht richtig." Voraussetzung für die Steigerung des Stromexports sei daher der Ausbau des georgischen Stromnetzes. Die Kontrollbank-Tochter hat daher gemeinsam mit der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Finanzierung eines Umspannwerks übernommen, das die Voraussetzung für den Export in die Türkei und auch weiter nach Europa schaffen soll. Die OeEB finanziert 20 der 280 Millionen € für das Projekt.

"Der für uns logische nächste Schritt die Finanzierung von Kraftwerken", sagt Hagmann. Als Volumen sind 25 Millionen € für fünf Projekte ins Auge gefasst. Die Verhandlungen darüber laufen bereits, im dritten Quartal soll unterschrieben werden.

Quelle: wirtschaftsblatt.at